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WAS IST “CLOSETING”

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Jeder hat schon mal die Redewendung “Coming out (of the closet)” gehört, und ursprünglich bezog sie sich auf jemanden der seine sexuelle Orientierung als schwul oder lesbisch bezeichnete und öffentlich dazu steht. Im Laufe der Zeit bezieht sich das “Coming out” jedoch auf jeden der sich als LGBTQ+ identifiziert und diese Information öffentlich macht.

Sich mit seiner Identität auseinander zu setzen kann schwer genug sein, ohne noch dazu seine Geschlechtsidentität oder Sexualität herauszufinden. Menschen die ihre Sexualität erkunden möchten, finden dies möglicherweise extrem einschüchternd und fühlen sich nicht sicher genug dazu. Mit all der Diskriminierung da draußen ist es kein Wunder, dass viele Leute sich dazu entscheiden niemals ihr “Coming out” zu haben. Ob sie sich tatsächlich “outen” liegt jedoch immer in der persönlichen Entscheidung jedes Einzelnen.

Es gibt viele Gründe warum sich jemand dazu entscheidet sich nicht zu “outen” – zum Beispiel Druck der Familie oder Angst vor Ablehnung im eigenen Umfeld – aber es gibt Fälle, normalerweise mit Promis und Leuten aus der Öffentlichkeit, in denen es der Person nicht erlaubt wird ihre wahre (sexuelle oder Geschlechts-)Identität preiszugeben. Das nennt man “Closeting”.

Im Bezug auf die Musikindustrie gibt es viele Fälle, in denen Promis durch ihren Vertrag dazu gezwungen sind, öffentlich so gesehen zu werden, als wären sie in einer heterosexuellen Beziehung, nur um hetero für ihre Fans zu erscheinen.  Wenn man sich diese Verträge genau ansieht haben sie viele versteckte Klauseln, die der Musikindustrie die Macht über fast jeden Aspekt des Images des Künstlers verleihen. Das bedeutet, der Künstler hat nur wenig bis gar keinen Einfluss auf seine Musik, sein Image, was in Interviews gesagt wird, oder sogar ob er ein Foto oder Tweet postet, ohne vorher mit seinem Management abzuklären ob dies okay ist.

In der Vergangenheit wurden Gay-Promis in “Lavendel-Ehen” gesteckt – eine Hetero-Ehe um jemandes Gay-Identität zu verstecken – diese wurden genutzt um Gay-Promis “in the closet”, also ungeoutet, zu halten. Eines der größten Beispiele wäre Elton John, eine große Gay-Ikone für sich, welche ursprünglich, sehr früh in eine Hetero-Ehe manövriert wurde. Heutzutage ist es wahrscheinlicher einem “Beard” (dt. Bart) zugewiesen zu werden – eine langzeit Hetero-Beziehung – um das Heteroimage des Promis aufrecht zu erhalten. Dazu gehören inszenierte Auftritte und Stunts, um die heterosexuelle Beziehung im Auge der Öffentlichkeit zu halten und effektiv jegliche LGBTQ+ Gerüchte, die über diesen Promi existieren könnten zu zerstreuen. 

Das Maß an emotionalem und psychologischem Schaden das durch “Closeting” verursacht wird kann extrem sein und endet oft darin, dass der Künstler an schlechter mentaler Gesundheit leidet. Chely Wright, eine offen lesbische, amerikanische Country-Musikerin, gab in einem Q&A in 2010 an, dass “Closeting Menschen tötet, spirituell und sogar physisch”. Verliebt sein und diese Liebesbeziehung offen zeigen zu dürfen, ist auf grundlegendes menschliches Verhalten zurückzuführen – wir möchten zeigen was uns glücklich macht. Dieses Recht jedoch versagt zu bekommen, nur aufgrund seiner Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung, erkennt dem Promi ab was er im tiefsten Inneren fühlt. Wright fährt damit fort, was “Closeting” verursachen kann und sagt aus “Wenn dir einfache Freude verwehrt wird, die jeder andere haben darf, tut das weh. Und was tust du wenn es weh tut? Du behandelst diesen Schmerz mit Medikamenten.”

Das ist etwas, das viele Gay-Künstler bestätigen. Im Jahr 2016 hat Lance Bass (NSYNC) mit Larry King in einem Interview gesprochen und “Closeting” wie folgt beschrieben: “sehr quälend, weil ich nicht wollte, dass Leute herausfinden wer ich wirklich war… Ich dachte mein Leben wäre zu Ende. Die Leute würden mich hassen… man wird sehr einsam.”

So verstörend und schädlich “Closeting” ist, Bob Lefsetz, ein Musikindustrie-Kritiker, sagte im Jahr 2014 in einem Interview aus, dass sich “Closeting” wohl nicht bald ändern würde, weil die Industrie vor allem profitorientiert ist. Weiter sagte er, dass das  Management sich weitaus weniger um die Bedürfnisse der Künstler kümmert, als um das Endergebnis, genauer gesagt “falls der Künstler nicht so viele Fans anzieht weil er gay ist, werden sie ihn nicht weiter unterstützen.”

Chely Wright, jedoch hat das Gefühl es könnte anders sein und dass Künstler letztlich ihr wahres Selbst sein können und sagt “Wir brauchen einen großen, großen Star, an der Spitze seines Gebiets… um aufzustehen und zu sagen ‘Ich bin gay und ich bin normal…’”. Wenn das in jedem Promi-Gebiet passieren könnte – Musiker, Filmstars, Sportler etc. – dann würde “Closeting” aussterben und denen, die in der Öffentlichkeit stehen, erlauben frei zu sein, sie selbst zu sein.

In der nächsten Ausgabe: Mark Feehily und seine Erfahrung mit “Closeting” und der Musikindustrie

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Quellen (auf Englisch):

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