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Interview L. M. Archer

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*Triggerwarnung* Der Artikel behandelt religiöses Trauma, Homophobie und Suizid

Mein erstes Pride Festival habe ich 2010 besucht, wo ich mit einer Gruppe von LGBTQIA Priestern aus einer Kirche aus Colorado marschiert bin. Die Frau, die neben mir ging, trug eine schwarze Priesterrobe mit einem Regenbogenkragen und ging mit erhobenem Kopf, als wir an einer Gruppe von Demonstranten vorbeigingen. Wir gingen um die Ecke und den Hauptteil der Parade entlang. Regenbogenfarben waren überall zu sehen, während Livemusik die Demonstranten übertönte. Die Zuschauer zeigten auf unser “Alle sind willkommen”-Banner, einige mit einem Lächeln, aber auch viele mit Verwirrung und Skeptik im Gesicht. Mehr als eine Person rannte zur Priesterin neben mir, umarmte sie ungestüm und erzählte deren eigene Geschichte von religiösen Trauma. 

Religiöses Trauma findet sich in vielen Lebensgeschichten von Menschen im Laufe der Geschichte wieder und die LGBTQIA Community ist hier keine Ausnahme. Nahezu alle von uns kennen eine Geschichte in der emotionale oder physische Misshandlung durch religiöse Gruppen stattgefunden hat. Kirchen in ganz Amerika predigen wöchentlich über die Sünden von Homosexualität, manche stiften sogar zu Gewalt an. Um ihre hasserfüllte Propaganda zu verbreiten ignorieren diese Kirchen regelmäßig wissenschaftliche, biologische, psychologische und historische Beweise.

Als ich L. M. Archer (Lena) für ein Interview angesprochen habe hatte ich die Intention Take me to Church hervor zu heben.

“Die Take me to Church Reihe ist eine reale Darstellung davon, sich als homosexuelle Jugendliche in Mitten der wachsenden Homophobie des Südens zu verlieben und den psychischen Problemen, denen sich so viele Leute stellen müssen. Es ist so ausdrucksstark wie das Leben selbst. Es ist unbearbeitet, wunderschön und real. Leser werden vor Wut schreien und vor Schmerz weinen, aber auch vor Freude lachen, sogar mit der Geschichte heilen, während sie mit den Charakteren wachsen” – Auszug von L. M. Archer’s offizieller Webseite.

Lena ist seit 2017 ein One Direction Fan und Larrie. Sie kam durch Fanfiction dazu zu schreiben. Ihre erste Fic war “Cool for the Summer” auf AO3 (archive of our own), was wiederum zur Veröffentlichung der Reihe “Take me to Church” geführt hat.

Was hat dich von Fanfiction dazu gebracht ein eigenes Werk zu veröffentlichen?

„Das Feedback von Leser:innen hat mich am meisten in meiner Entscheidung beeinflusst etwas zu veröffentlichen. Nachdem ich Take me to Church auf AO3 veröffentlicht habe, war ich wie gelähmt. Ich wusste, dass ich etwas geschrieben habe, was möglicherweise umstritten sein könnte. Ich wusste auch, dass ich mit der Geschichte Themen behandelte, die für viele Leser:innen triggernd sein könnten. Letztlich war ich der Meinung, dass es eine Geschichte war, die erzählt werden musste. Ich bin froh, dass ich es getan habe, denn ich habe so tolles Feedback für meinen Schreibstil bekommen. Ich hatte viele Leute, die mir Privatnachrichten schickten und sagten, dass die Geschichte bei ihnen Widerhall fand und sie sich gesehen gefühlt haben. Sie haben ihre Geschichte über ihr eigenes religiöses Trauma geteilt, manche erzählten sogar, dass sie in Kirchenlager geschickt wurden. Sie fühlten sich durch das Lesen der Geschichte geheilt. Sie hat ihnen geholfen zu begreifen, dass es nicht schlimm ist kaputt zu sein; es ist sogar wunderschön. Ich habe auch tolle Freunde im Fandom gefunden, die mich dazu gebracht haben etwas zu veröffentlichen. Ohne die Leser:innen in diesem Fandom hätte ich niemals ein Buch veröffentlicht. 

Hattest du Zugang zu queeren Fictionwerken, als du aufgewachsen bist 

„Nein. Zugegeben ich bin in einer sehr armen Gegend voller konservativer Christ:innen aufgewachsen. Ich habe erst von dem Begriff schwul gehört, als ich in der High School war. Ich habe erst als Erwachsene angefangen queer fiction zu lesen und auch dann nur bei Fanfiction. Ich habe erst letztens zum ersten Mal queer fiction in Büchereien gesehen.“  

Was ist so wichtig daran queere Charaktere in deinen Geschichten zu haben? 

„Repräsentation kann manchmal den Unterschied zwischen Leben und Tod machen. Wir, als Menschen, wollen uns mit etwas oder jemanden identifizieren. Wir wollen Teile unserer selbst in unseren liebsten Charakteren wiedersehen. Deshalb wird durch das Vorhandensein von queeren Charakteren in Büchern den queeren Menschen gezeigt, dass es ok ist queer zu sein. Es zeigt jungen Menschen, dass es nicht falsch ist was sie fühlen. Manchmal ist lesen der einzige Weg für Menschen sich mit anderen Kulturen außerhalb der eigenen kleinen Welt  zu beschäftigen. Oft vermenschlichen die Charaktere sie. Es zeigt cishet LeserInnen [Menschen, die mit dem selben Geschlecht geboren wurden dem sie sich zugehörig fühlen und die heterosexuell sind], dass queere Individuen genauso leben wie sie. Sie sind Menschen und verdienen grundlegende Rechte wie den Bund der Ehe einzugehen.“ 

Gab es einen Teil der Take Me To Church Serie die dich zum weinen gebracht hat?

*Achtung! Spoiler*

“Ich bin jemand der nicht viel weint. Überraschend genug, mir fällt es in jeder Hinsicht schwer meine Gefühle zu zeigen. Abgesehen davon, gibt es drei Parts in der Take Me To Church Serie, die mich zum weinen gebracht haben. Der erste war als Harlan am Boden war und Suizid begehen wollte. Die Zeile “Im Großen und Ganzen, was macht ein weiteres ausgelöschtes Leben? Wenn du eine Kerze ausbläst, wird die ganze Welt nicht im Dunkeln sein. Da sind andere, hellere Kerzen die scheinen werden.” kriegt mich jedes Mal. Ich habe viel für diese Szene aus persönlicher Erfahrung gezogen, also habe ich endlich meine innersten Gedanken zu Papier gebracht.

Der zweite Teil war als Luka für Asher Happy Birthday sang. Diese Stelle hat mich zum heulen gebracht. Ich konnte spüren wie mein Herz brach, weil ich wusste wohin Luka zurückging. Ich wusste was mit ihm passieren würde und auch wenn ich es geschrieben und diese Geschichte kreiert habe, habe ich mich gefühlt, als könnte ich nichts dagegen tun.

Das dritte Mal dass ich geweint habe war als Luka in der Zelle im Camp saß, direkt bevor er gerettet wurde. Ich konnte mich zusammenreißen bis er angefangen hat zu beten. Und das war der Punkt, an dem ich wusste ich habe ihn gebrochen. Ich hatte auch etwas Tränen in den Augen als sie sich gegenseitig in der Kirche angeschriehen haben, aber ich habe mehr gejubelt, als alles Andere.”

Was ist das nächste große Projekt an dem du arbeitest? 

„Jetzt gerade bin ich dabei die Saint of the Sinners Reihe für die Veröffentlichung fertig zu machen. Sie hat auch als Fanfiction angefangen und kann auf AO3 gefunden werden. Es ist ein düsterer queerer, Mafia-Liebesroman. Ich bin nicht sicher, wann der erste Teil erscheinen wird, aber wenn du mir auf Social Media folgst oder meinen Newsletter abonniert werde ich dich auf dem laufenden halten. Ich habe auch an einer queeren Reihe an Rockstar-Liebesromanen gearbeitet. Ich habe die ersten Kapitel geschrieben und den Rest schon geplant. Ich bin gespannt sie mit euch allen zu teilen.“ 

Hast du Buchempfehlungen? 

„Ich habe einige Buchempfehlungen auf meinem Blog. In letzter Zeit hat mir die Necessary Evils Reihe von Onley James sehr gefallen. Es ist eine sehr dunkle Geschichte und behandelt viele triggernde Themen. Ich habe einige Rezensionen zu Teilen der Buchreihe auf meinem Blog. Wenn ich keine vollständige Bewertung mache, dann kann man die Infos meistens in meinem Newsletter finden, den ich alle paar Sonntage verschicke. Mein Newsletter beinhaltet immer Bücher, die ich aktuell lese und solche, die ich gerade fertig gelesen habe. Aktuell lese ich eine lesbische Romcom mit dem Titel ‚Deliliah Green Doesn’t Care‘ von Ashley Herring Blake. Ich LIEBE es und plane auf jeden Fall eine umfassende Review dazu zu schreiben.“

Hast du einen Ratschlag für andere Schriftsteller:innen? 

„Immer wenn ich anderen Schriftsteller:innen Ratschläge gebe, dann klingt das so klischeehaft. Schreib. Selbst wenn du glaubst, dass du nur scheiße schreibst, schreib weiter. Ich habe einige Tipps zum Schreiben auf meinem Blog, die mehr ins Detail gehen wie man eine Zusammenfassung schreibt, gegen Schreibblockaden ankommt und sogar wie man Smut [Szenen mit sexuellen Handlungen] schreibt. Autor:innen denken oft, dass die eigenen Sachen Müll sind, weil sie nicht wie ihre Lieblingsautor:innen klingen, aber das ist unmöglich. Man kann nicht wie andere Autor:innen klingen. Jeder hat seine eigene einzigartige Stimme. Ja, einige Stimmen können ähnlich klingen (genauso wie Sänger:innen), aber es gibt immer Unterschiede. Dein Schreibstil ist nicht scheiße. Deine Stimme ist nicht scheiße. Du bist es nur nicht gewöhnt dich selbst zu hören. Also mein Rat ist sich an seine eigene Stimme durch das Schreiben zu gewöhnen. Lerne deine Stimme und deinen Stil kennen. Jemand wird es lieben.“

Während dem Interview habe ich eine Twitter Benachrichtigung erhalten, dass ein Pfarrer eine Hasspredigt gegen die LGBTQIA Community abhält. Er hat ausgesagt, dass homosexuelle Menschen der Gesellschaft schaden, sie würden Pädophilie praktizieren, Krankheiten verbreiten und alles während er sich für unsere Hinrichtung einsetzte.

Zu lesen was der Pfarrer in Texas zu sagen hatte war eine Erinnerung an die Zeit in der wir leben. Ich finde L. M. Archer hat es mit ihrer Antwort gut auf den Punkt gebracht.

*Twitter Post mit Einverständnis verwendet*

Trotz der Tatsache, dass einige Kirchen glauben es sei eine Sünde homosexuell zu sein, hat die queere Community viele Verbündete auf ihrer Seite. In den letzten Jahren gab es einen Wandel zu mehr Akzeptanz für diejenigen in der LGBTQ+ Community. Immer mehr Kirchen öffnen ihre Türen für alle Geschlechter und sexuelle Orientierungen. 

Liebe ist Liebe und war es schon immer. Besuche keine Kirche, die Hass predigt oder dich dazu bringen will in Scham zu leben. Du bist Teil dieser Community,  du bist akzeptiert und du bist etwas wert. Lass dich nicht von Kleingeistern beirren. 

Bücher wie die Take me to Church Reihe von L.M. Archer geben einem Hoffnung in diesen beunruhigenden Zeiten. Lese mehr, interagiere mit Medien, die queere Repräsentation gut vermitteln und Kopf hoch. Wie Louis sagte „Sei stolz“. 

Zum Schluss noch Lena’s letzte Worte des Interviews „Wir lassen es nicht zu, dass die Welt sich zurück entwickelt. Wir werden weiter nach vorne gehen, dem Regenbogen entgegen.“ 

Anmerkung – wenn du bei diesem Thema Hilfe brauchst empfehle ich dir dich bei The Trevor Project zu melden. (Englische Seite)

Alternativ findest du Rat und Hilfe auf Deutsch bei Rosa Strippe

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